SPEECH
Projektstudie
Duisburger Akzente
2007
Hintergrund
Arbeit und Verdienst in der Industrieagglomeration des Ruhrtales zogen in den letzten 200 Jahren Menschen aus der ganzen Welt an. Nach statistischen Erhebungen leben und arbeiten im Ruhrgebiet Menschen mit einer Herkunft aus weit über 80 Ländern von allen Kontinenten. Sie brachten ihre Sprachen und Kulturen mit, die sich im Ruhrgebiet in einer für den europäischen Raum einmaligen Weise verdichten. In Duisburg gibt es Stadtteile mit bis zu 80 Prozent Migrationshintergrund.
Speech
Die großzügige Fußgängerzone von Duisburg wird aufgrund der Vielzahl von Kaufhäuser, Ladenketten und Second-Hand Shops sowie Restaurants und Kneipen zu allen Tageszeiten von allen Bürgern angenommen. Die herausgehobene urbane Situation am König-Heinrich-Platz bildet damit ein ideales Forum für SPEECH, eine großmaßstäbliche, visuell attraktive und für die Bürger aktiv zugängliche Intervention am City-Palais, die Globalisierung und Migration thematisiert.
Konzept
Ähnlich einer elektronischen Laufschrift wird die 3m hohe und 56m lange Fensterfront des Foyers der Mercatorhalle zum König-Heinrich-Platz hin für die Anzeige von Worten und Texten genutzt. Im Unterschied zu den neutralen Pixeln einer Laufschrift bestehen die ca.50x80cm großen Pixel von SPEECH aus insgesamt 350 Elementen von Schriften und Alphabeten aus Kulturkreisen von allen Kontinenten. Sie bilden ein ästhetisch beeindruckendes und zum Enträtseln einladendes Display mit einer Auflösung von 5 Zeilen und 70 Spalten, das die Fensterfront vollständig ausfüllt und bis auf die Zeichen transparent ist, d.h. die Sicht vom Foyer nach außen weiterhin ermöglicht. Die Laufschrift wird einerseits mit vorher erstellten Texten und Animationen bespielt, anderseits ist ein Zugang für die Öffentlichkleit über SMS-Messages möglich.
Free Speech
Die im Ruhrgebiet versammelten Ethnien haben bis auf wenige Sprachkreise, die im Rundfunk einige Minuten am Tag Sendezeit bekommen, kaum Zugang zur Öffentlichkeit. Die Zeitungen berichten nur sehr marginal über Themen, die für Migranten interessant sind bzw. bieten diesen keinen Raum für eigene Berichte. SPEECH schafft in der Duisburger Innenstadt ähnlich dem Speekers Corner im Hide-Park in London temporär eine Plattform für Mitteilungen aller Art mit Zugang für jeden, der es wünscht. Die besondere Art der Darstellung aus Zeichen von Alphabten der ganzen Welt stellt unmittelbar einen Kontext her, der die zu lesenden Botschaften in die politisch, kulturell und wirtschaftlich komplexe Problematik der Migration und Globalisierung stellt. Dass die Mitteilungen zwar in verschiedenen Sprachen möglichen sind, aber in lateinischen Lettern zum Ausdruck kommen, spiegelt die weltweite Dominanz der westlichen Kultur, zumindest was den Waren- und Wissensaustausch anbetrifft.
SMS-Wettbewerb
Um die Qualität der Beiträge zu erhöhen und insbesonders Jugendliche zu motivieren, sich bewußt mit der von Ihnen in ihrer eigener Weise kreativ genutzten SMS-Sprache auseinanderzusetzten, ist daran gedacht einen SMS-Wettbewerb auszuschreiben. Als Prämie könnten "systemimmanent" hochwertige High-End-Handys als Preise ausgelobt werden, für die sich vermutlich auch ein Sponsor aus den Reihen der bekannten Netzanbieter finden läßt.
Technik
Jeder Pixel besteht aus einem Acrylglas in der Größe von ca. 50x50cm, auf das ein Zeichen in einem kräftigen Rotorange aufgebracht ist. Über Kanteneinstrahlung mittels LED-Leisten und einer digitalen Ansteuerung durch ein DMX-Protokoll werden die einzelnen Panele zum Leuchten gebracht. Die Panele werden mit Doppelhaftsaugern werkzeuglos und ohne irgendeine Beeinträchtigung der Fassade an der Innenseite der Fenster angebracht. Die Ansteuerung erfolgt über einfach zu installierende Kabelsteckverbindungen. Die Signalwirkung der roten Farbe ermöglicht auch eine gute Sichtbarkeit der Installation bei Tage, schon bei bewölktem Himmel wird die Textanimation lesbar. Der Energieverbrauch liegt abhängig von der Zahl der aktivierten Zeichen voraussichtlich bei durchschnittlichen 500 Watt
Wettbewerbsbeitrag
zum Thema
Konsumräume und Mobile Technologien
im Rahmen von
"Paradoxien des Öffentlichen"
Duisburger Akzente 2007